Welche Vorteile bringt es mit sich, als Kirche Kommunikation professionell zu gestalten?
Mal angenommen: Sie sind die vorbildlichste Kirchengemeinde der Welt. Bewegende, verändernde Gottesdienste; tiefgehende Gemeinschaft – alles meistern Sie ohne Probleme.
Doch – wer kriegt das überhaupt mit?
Ihre wichtigste Kommunikationsebene: Mund-zu-Mund
Wenn Sie diese tollste Kirchengemeinde aller Zeiten wären, würde sich dies rumsprechen. Begeisterte Menschen würden begeistert von ihrer Kirchengemeinde sprechen. Und so selbst zu “Werbern” für ihre Gemeinde werden. Studien zeigen immer wieder aufs Neue: wir kaufen ein Produkt viel eher, wenn es uns von Freunden & Bekannten empfohlen wurde.
Die Werbung macht sich das zunutze und lässt berühmte Menschen Produkte empfehlen. Deswegen werben beliebte Fussballer bspw. für Chips, Anti-Schuppen-Shampoo und Brotaufstrich.
Als tollste Kirchengemeinde der Welt hätten Sie ebenfalls berühmte Botschafter, sogenannte “Testimonials”. Nun sind Sie (wahrscheinlich) nicht die tollste Kirchengemeinde der Welt… (Entschuldigung, falls Sie es doch sind!). Das bedeutet jedoch nur, dass Ihre wichtigsten Werbebotschafter lediglich weniger prominent sind.
Menschen lieben es, darüber zu reden, was ihnen gefällt oder was sie schönes erlebt haben. Stimmt die Qualität Ihres “Produktes” (Gottesdienst, Kleingruppe, Chor etc.), werden Menschen automatisch davon berichten. Und so zu Ihren “Marken-Botschaftern” werden. Das Resultat wäre absehbar: andere Menschen sind viel eher bereit, selbst einmal das Produkt (also Ihren Gottesdienst etc.) zu testen.
Dies ist jedoch Vor- und Nachteil zugleich: Mund-zu-Mund-Kommunikation lässt sich nicht steuern – und wird deswegen als besonders authentisch wahrgenommen.
Wenn Sie also als Kirchengemeinde aktivere Gemeindemitglieder wünschen, bedeutet dies zuerst eins: begeistern Sie Ihre bereits aktiven Gemeindemitglieder!
Dies ist wesentlich leichter gesagt als anschließend getan. Die harte Arbeit lohnt sich jedoch: wenn Ihr “Produkt” hält, was versprochen wird, wird es zu einem erfolgreichen Selbstläufer.
Doch was, wenn Sie nicht nur begeisterte Gemeindemitglieder am Fließband produzieren (wie es bei wahrscheinlich 99% der Kirchengemeinden der Fall ist)?
Als Kirche Kommunikation gestalten – aktiv und passiv
Die gute Nachricht ist: Kommunikation lässt sich erfolgreich gestalten.
Die “schlechte” Nachricht ist: dies kostet etwas Aufwand.
Doch die Mühe lohnt sich mehrfach:
Wenn Sie als Kirche Kommunikation gut gestalten, dann wirkt sich das auf mehreren Ebenen aus. Da wären beispielsweise:
- Ihre passiven Mitglieder ziehen in Erwägung, doch einmal wieder aktiv an Ihren Angeboten teilzunehmen.
- Sie gestalten das Image Ihrer Gemeinde aktiv. Das bedeutet für Sie, dass Ihre Kirchengemeinde mit hoher Wahrscheinlichkeit besser wahrgenommen wird und die Menschen in Ihrer Pfarrei eine bessere Einstellung zu Ihrer Kirchengemeinde besitzen werden.
- Ihre Mitarbeiter werden sich mehr mit Ihrer Gemeinde identifizieren. Das heißt für Sie: Sie gewinnen leichter Mitarbeiter, diese sind stärker involviert in Ihre Tätigkeit und geben eine Mitarbeit nicht so schnell wieder auf wie Mitarbeiter von Kirchengemeinden mit einem schlechten Image/Identifikation.
Um sich diesen Vorteilen anzunähern, bedarf es erst einmal einer grundlegenden Unterscheidung zwischen Kommunikationsweisen. Die oben angeführte Mund-zu-Mund-Kommunikation ist nicht nur das wichtigste Kommunikationsmittel, sie ist auch schwierig zu steuern. Man könnte auch sagen, was dort kommuniziert wird, können Sie nur passiv beeinflussen. Genauso wie das, was die Zeitung über Sie schreibt oder welche Veranstaltungen vom Lokalblättchen aufgenommen werden.
Andere Kommunikationsformen können Sie jedoch aktiv gestalten: Ihren Schaukasten, den Gemeinde- bzw. Pfarrbrief, die Gemeindehomepage, den Gemeindenewsletter, Einladungen zu Festen & Freizeiten usw. Die Gesamtheit der Kommunikation prägt das Image bzw. die Wahrnehmung Ihrer Kirchengemeinde – und damit auch, inwiefern Sie Ihre Mitglieder und Mitarbeiter aktivieren und motivieren.
Diese Aufteilung in aktiv und passiv ist Ihnen übrigens bereits längst bekannt. Die Worte sind nur in Kirchenkreisen zumeist etwas verpönt: Werbung & PR.
Drei schnelle Tipps, um als Kirche Kommunikation professionell zu gestalten
Die oben aufgeführten Vorteile sind beileibe nicht die einzigen Nutzen, die Ihre Kirchengemeinde von professionell gestalteter Kommunikation einfahren kann. Um dahin zu gelangen lohnen sich drei Schritte:
- Bündeln Sie Ihre Kommunikation. Viele Köche verderben nicht nur den Brei – wenn Ihre Kirchengemeinde mit vielen Stimmen spricht, ist es schwer für Außenstehende, sich ein Bild vom Sprecher zu machen. Sprechen Sie deswegen eine Sprache – sowohl in Form als auch Inhalt. Dies gelingt Ihnen am einfachsten, wenn Sie eine verantwortliche Person ernennen, über die sämtliche Kommunikation final laufen muss. Die Aufgabe dieser Person ist es dann, für einen einheitlichen Auftritt zu sorgen.
- Nutzen Sie die Ressourcen Ihrer Gemeinde. In den meisten Gemeinden gibt es unter den Anwesenden viele Talente, die Sie nutzen können. Doch statt immer nur in Ankündigungen zur Mitarbeit aufzufordern, sprechen Sie doch einmal gezielt Personen an. Es wird garantiert Menschen geben, die Facebook privat sehr häufig benutzen. Warum diese Personen nicht aktiv in den Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit einladen und als Experten behandeln? Und warum nicht jemanden, der stets ästhetisch ansprechende Fotos schießt oder Ästhetisches bei Facebook postet, in die Grafikarbeit einbinden?
- Professionalisieren Sie sich. Wenn Sie einen “Kommunikations Manager” ernannt haben (wie in Tipp 1 vorgeschlagen), dann bilden Sie diesen fort. (die evangelische Medienakademie bspw. bietet ein ganzes Repertoire an Fortbildungen). Lassen Sie sich professionelle Literatur empfehlen und kaufen Sie diese. Ergänzen Sie Arbeitsbereiche, die bei Ihnen nicht besetzt sind, durch professionelle Kräfte. Im Bereich Grafik ist das Gang und Gebe, warum nicht auch bspw. in der Gemeindebrief-Redaktion oder der Plakat-Gestaltung? Meistens ist dies günstiger als gedacht. Oder laden Sie eine Agentur ein, Ihre Mitarbeiter zu schulen. Preiswerte Angebote können Sie bspw. hier einfordern.
So werden Sie vielleicht nicht zur tollsten Kirchengemeinde der Welt – können aber einige der tollsten Nebeneffekte einfahren.
Weiterführende Links:
Programm der ev. Medienakademie (Düsseldorf)
Fortbildungen des ev. Medienhaus (Stuttgart)
Diözesantag Öffentlichkeitsarbeit (Köln)
Bildquelle: Ales Krivec auf unsplash