Die Gute Nachricht besser kommunizieren

Warum treffende Korrekt­heit Sie unver­ständ­lich werden lässt

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ca. 4 Minuten Lesezeit

Ein persön­li­ches Plädoyer für durch­ge­hend verständ­liche Kommunikation

Unter den Top5 Luther-Zitaten dürfte folgendes Bonmot einen vorderen Platz belegen: “dem Volk auf’s Maul schauen”. Und das schon lange vor dem Luther­jahr. Gerne wird diese Formu­lie­rung als Güte­zei­chen für Predigten oder Schreiben verwendet – kaum aber, um das eigene Kommu­ni­ka­tions-Verhalten zu unter­su­chen. Warum eigentlich?

Verstehst du, was du liest?”

Klar – bei Bibel­über­set­zungen ist die Diskus­sion allge­gen­wärtig. Wie kommu­ni­kativ darf der Text geraten? Vergreift sich die Volxbibel im Ton? Und welcher Ton ist für heilige Texte angemessen?

Die Sonn­tags­pre­digt soll auch die Kirch­gänger erreichen. Und dem Gemeinde- bzw. Pfarr­brief wünscht man auch inhalt­lich eine gute Reich­weite. Doch warum hört der Wunsch nach effek­tiver Kommu­ni­ka­tion bei der Rede über sich selbst auf?

An dieser Stelle soll es nicht so weit gehen, wie Erik Flügge es in seinem Buch “Die Kirche verreckt an Ihrer Sprache” gedacht hat. Ein “Jargon der Betrof­fen­heit” soll hier nicht unter­sucht werden, sondern erst einmal, wie die Kirche von sich selbst redet. Und vor allem, warum Sie so gerne Vokabeln benutzt, die anderen kaum noch geläufig sind.

Ein Phänomen, das wir zum Beispiel in unserem Agen­tu­ralltag öfters fest­stellen können.  Und das uns zu ersten Maßnahmen treibt, um nicht unbe­holfen in konfes­sio­nelle Fett­näpf­chen zu stapfen.
Als ökume­nisch besetztes Start-Up, das seine Dienste primär Kirchen und sozialen Einrich­tungen anbietet, sind wir nämlich mitt­ler­weile soweit gegangen, ein Dokument mit den korrekten Anreden bei kirch­li­chen Ämtern anzulegen. Denn selbst für uns Gründer, die wir Theologen sind, ist der Wust an Bezeich­nungen auf der anderen Seite des konfes­sio­nellen Zauns manchmal schwer zu durchschauen.

Als Protes­tant muss ich persön­lich jedes Mal googeln, was ein Monsi­gnore oder ein Domprobst bezeichnet. Ich habe zuge­ge­bener Maßen auch Schwie­rig­keiten zu erklären, was evan­ge­li­scher­seits ein Prälat oder ein Scribus ist. Und ich müsste googeln, ob es in beiden Groß­kir­chen die Bezeich­nung Dekan gibt. Und das mit einem Master-Abschluss in Theologie!

Zugegeben: es gibt wich­ti­gere Themen in der kirch­li­chen Kommu­ni­ka­tion! Aber ich für meinen Teil erwische mich schon gele­gent­lich bei einem Stirn­run­zeln, wenn auf einer Kirchen-Veran­stal­tung ein Amtstitel den nächsten jagt – und mich, als jemanden, der diesen nicht allen mächtig ist, ratlos alleine zurück­lässt. Wenn die Titel-Fülle schon einem studierten Theologen Probleme bereitet, warum sollten dann auch dem Kirchen­volk Frage­zei­chen mitge­geben werden?

Eine einfache Faust­formel für gelin­gende Kommunikation

Um Inhalte erfolg­reich zu vermit­teln sollten:

  • JAs aufgebaut (also Zustim­mung verstärkt werden)
  • NEINs vermin­dert (also Ablehnung abgebaut werden)
  • und FRAGEZEICHEN vermieden werden.

Gerade jedes Frage­zei­chen hat eine elemen­tare Bedeutung, weil die zuhörende Person im ungüns­tigen Fall dort verloren wird. Sei es, weil sie über die Bedeutung nachdenkt (und so nicht mehr weiter folgt) oder sich nicht ernst­ge­nommen fühlt. Frage­zei­chen können also im Kommu­ni­ka­tions-Geschehen eine fatale Wirkung haben. Und sollten genau deshalb vermieden werden!

Was der Sinn der Anreden und Titel ist

Weshalb greifen Kirchen also so häufig in ihrer Kommu­ni­ka­tion auf die Anreden und Titel zurück? Natürlich liegt dies einer­seits in ihrem geschicht­li­chen Erbe und hier­ar­chi­schem Aufbau begründet. Und wie üblich, verändert sich die Gesell­schaft schneller als es die Kirchen tun. In unserer modernen Gesell­schaft sind Hier­ar­chien schlechter bewertet und Titel fast völlig egal geworden. Welche/r Gymnasiallehrer/in wird noch mit Studi­enrat oder Studi­en­rätin ange­spro­chen? Und in ganz wenigen Fällen ist dies für die Betrof­fenen selbst wichtig. Nämlich wenn es um Ihre Stelle oder Entgeld­ta­bellen geht.

Titel sind zu funk­tio­nalen Begriffen geworden, die nur noch in Ihrem unmit­tel­baren, internen Einsatz­ge­biet Sinn ergeben. Sie sind so etwas wie Fach-Vokabeln, die nur die Menschen verstehen, die ebenfalls diese Vokabeln gepaukt haben.

Ein Beispiel:

Ob eine Novizin schon die ewige Profess abgelegt hat, ist vor allem für die anderen Schwes­tern, die  Oberin bzw. Priorin und Äbtissin wichtig. Nicht jedoch für eine zufällige Passantin, die an der Ordens­tracht lediglich die klös­ter­liche Verbin­dung erkennen kann. Wie sich die Habit noch verändern würde, ist auch nicht von großer Bedeutung außerhalb der Ordens­ge­mein­schaft. Ein kommu­ni­ka­tiver Gewinn ist durch die treffende und genaue Verwen­dung der richtigen Vokabel nicht gegeben, auch wenn die Novizin streng genommen noch keine Nonne oder Diako­nisse sein sollte.

Deswegen eine einfache Regel für die kirch­liche Kommunikation:

Interne Titel sollten so gut es geht intern verwendet werden!

 

Welche Titel Sie gerne benutzen können. Und welche lieber doch nicht.

Natürlich liegt es in Ihrem eigenen Ermessen, welche Titel und Anspra­chen Sie weiterhin verwenden wollen. Aber bedenken Sie, dass Sie damit womöglich Frage­zei­chen aufbauen, die Ihrer Botschaft im Weg stehen und so verhin­dern, dass ankommt, was Sie sagen wollen. Natürlich gibt es manchmal auch formale Sach­zwänge (z.B. Grußworte), die es aus Etikette verlangen, die korrekte Ansprache zu verwenden.

Wo der Anlass jedoch nicht so förmlich ist, werden Sie mit einigem Nach­denken bestimmt entweder auf Abkür­zungen kommen (“unser Bruder” oder “unsere Schwester”) oder einfach den Begriff danach erläutern. Dann fühlen sich nämlich die Kirchen­bänkler, denen die Vokabel nicht geläufig ist, ernst genommen. Im Zweifel also lieber zwei Sätze mehr machen, als einen Zuhörer oder Leser zu verlieren!

Ansonsten hier eine Liste an Vorschlägen, welche Begriffe sich für die Kommu­ni­ka­tion eigenen.

 

Ohne Bedenken zu gebrauchen:

Pfarrer/in oder Pastor/in sind gängige Begriffe, die genauso wie Priester ohne große Probleme verwenden können. Ebenso wie Bischof, Papst und Kardinal.

Eine/n Küster/in werden viele Menschen noch verstehen, ebenso viel­leicht eine/n Kantor/in.
Kirchen­mu­sik­di­rek­torIn ist sehr verständ­lich – aber warum sollte man das verwenden? Das ist wie Oberstudienrat…

Umschreiben oder Erläutern:

  • Generalober/in, Generalvikar/in, Provinzialober/in, Prior/in
  • Superindenten/in
  • Abtprimas, Abtpräses
  • Apos­to­li­scher Vikar, Weih­bi­schof, Monsegniore
  • Prälat
  • (Kreis)Synodal-Vorsteher/in
  • Prädikant
  • Dekan

 


Bild­quelle: Rita Morais bei Unsplash

Abspann

Dieser Beitrag wurde Ihnen präsentiert von der Werteagentur telos communication.

Das Start-Up für gemeinnützige Kommunikation unterstützt besonders bevorzugt Kirchengemeinden auf dem Weg zu einer erfolgreicheren Kommunikation – getreu dem Leitspruch Gutes besser kommunizieren.

Beide Gründer studierten vor Ihrem Wechsel in die Kommunikationsbranche selbst erfolgreich Theologie und kennen die kirchliche Kommunikation somit sowohl aus der Theorie als auch aus der Praxis.

Mehr erfahren Sie unter www.telos-communication.de oder HIER auf diesem Blog.

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