Regieanweisung vorab
Klappe und Action! Und damit meinen wir nicht, dass Sie still halten sollten.
Sondern ganz im Gegenteil: Machen Sie mit einem eigenen Erklärvideo von sich, Ihrem Glauben und Ihren Aktionen reden.
Wie Sie selbst zum Regisseur werden und welche Tools Ihnen helfen, Ihre Gemeinde in Szene zu setzen, stellen wir Ihnen in Ergänzung zu unserem Beitrag „Wie Sie die Ostergeschichte spannend erzählen können“ vor.
Denn bereits zu Ostern hatten wir auf die Vorzüge von Erklärvideos zur einfachen und anschaulichen Kommunikation kirchlicher Themen verwiesen – lesen Sie nun unseren Osterbeitrag 2.0.
Erklärvideos kurz erklärt
Erklärvideos erläutern verschiedenste Themen emotional, einfach und auf die relevanten Punkte begrenzt.
Zudem illustrieren und übersetzen sie Konzepte und Zusammenhänge in leicht verständlicher, visueller Form.
Vier wesentliche Kernelemente kehren bei Erklärvideos wieder:
- Storytelling,
- Einfache Illustrationen,
- Einfache Sprache,
- Lebenszusammenhänge erschließen.
Die zumeist ein- bis dreiminütigen Videos tauchen in unterschiedlichen Formaten auf.
Wahrscheinlich werden Sie die verschiedenen Stile bereits irgendwo gesehen und kennengelernt haben – vielleicht aber noch nicht als für Ihre Arbeit relevant wahrgenommen haben?
Grund genug, Ihnen einige der beliebtesten Formate inklusive Beispiel kurz vorzustellen.
Stop-Motion
Stop-Motion ist eine Filmtechnik, die man bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts verwendet. Hierbei werden Objekte animiert, indem ihre Position für jedes einzelne Bild des Filmes immer nur geringfügig verändert wird. Man nimmt einzelne Bilder von unbewegten Motiven zunächst auf und reiht sie anschließend aneinander. Auf diesem Wege wird der Anschein von Bewegung erzeugt. Stop-Motion kommt bei Trickfilmen, aber auch als Spezialeffekt bei Realfilmen zum Einsatz.
Klingt zu kompliziert? Und für die Vorstellung kirchlicher Themen oder Ihrer Gemeindearbeit zu arbeitsintensiv?
Nun, wenn Grundschulkinder sich dieser Technik bedienen können, werden Sie das mit Sicherheit auch schaffen – glauben Sie nicht?
Überzeugen Sie sich selbst! Hier das „Beweisvideo“ zur Weihnachtsgeschichte, erzählt von einer Grundschulklasse via Stop-Motion-Technik mit Playmobilfiguren:
Cutout-Animation
Eng verwandt mit der Stop-Motion-Technik sind Filme mit Cutout-Animationen. Bei der Cutout-Animation animiert man ausgeschnittene Objekte aus unterschiedlichen Materialien (z. B. Papier, Stoff oder Fotos) mittels Stop-Motion-Technik zu beweglichen Szenarien.
Das sagt Ihnen nichts? Zu den berühmtesten Anwendungsbeispielen dieser „Scheren-Technik“ zählt der Silhouettenfilm. Beispielsweise das Sandmännchen oder die Cutout-Animationen in Monty Python’s Flying Circus werden unsere „älteren“ Leser mit Sicherheit kennen.
Aber was diese Technik letztlich für die Kommunikation von Glaubensinhalten taugt, sehen Sie beispielhaft in einem Erklärvideo zu Christi Himmelfahrt:
2D-Animation
Der kleine Bruder der 3D-Animation ist nicht nur die ältere, sondern bisweilen sogar die beliebtere Variante der Animationsfilme. Was sich ursprünglich aus per Hand gezeichneten Zeichentrickfilmen entwickelte, ist heute eine Spielwiese für extrem vielseitige, computeranimierte Filme.
Auch wenn sich technische Voraussetzungen verändert haben mögen, das „Spiel“ ist das gleiche geblieben. Denn für eine 2D-Animation stellt ein Designer eine Vielzahl von Bildern her, um anschließend ein flüssiges Bild zu erzeugen.
Bewegte Bilder machen ein Erklärvideo attraktiv und auch komplexe Vorgänge lassen sich einfach darstellen. Beispiel gefällig? Brot für die Welt erklärt uns zukunftsfähiges Wirtschaften in Kirche mittels 2D-Animation:
Whiteboard-Animation
Die weiße Tafel ist der Star jeder Whiteboard Animation. Ob man Szenen live auf eine weiße Tafel zeichnet oder den Computer verwendet, Whiteboard-Animationen sind simpel, aber effektiv.
Des Weiteren eignen sich die Animationen auf weißer Tafel gut, um mittels Illustrationen Geschichte und Geschichten einfach zu erzählen. Wie z. B. erklärt man die Kirchensteuer auf einfachem Wege? Oder was bedeutet Kirche?
Aber auch zur kirchenspezifischen Kommunikation eignen sich Whiteboard-Animationen hervorragend. Falls Ihnen ein besserer Weg als der des Bistums Trier einfällt, die Vorteile der Kursverwaltung für Bildungsverantwortliche in Pfarreien, Verbänden oder Geistlichen Gemeinschaften et al. zu erklären, auf zur Kommentarleiste!
Realfilm
Ja, er ist wahrlich die Königsdisziplin der Erklärvideos. Der Realfilm stellt einen hohen Anspruch an Technik und Personal. Schnitt, Farbkorrektur, Vertonung, Mastering und Encoding et al. sowie natürlich „videogene“ Menschen vor der Kamera machen den Realfilm aufwendig.
Aufwendig, aber nicht zwingend notwendig. Denn Ihr Kirchenpublikum erwartet keine Hochglanz-Imagefilmchen aus teuren Produktionsstudios. Im Gegenteil: Bleiben Sie authentisch! Und das gelingt auch mit einem Basis-Equipment und ein wenig Übung.
Das Beispielvideo von katholisch.de war wahrscheinlich nicht kostenlos. Aber ähnlich wie der Bonner Stadtdechant Wilfried Schumacher Weihnachten erklärt, könnte auch Ihr Erklärvideo aussehen:
Tipps & Tools für die Eigenproduktion
Vielleicht haben wir Sie in Sachen Produktion eines Erklärvideos auf den Geschmack gebracht?
Sollten Sie nun Lust verspüren, eine Nebenkarriere z. B. als Regisseur in Ihrer Gemeinde anzustreben, sind hier unsere „Karrieretipps“:
7 Kurztipps zur Erstellung von Erklärvideos
Bevor Sie aber auf dem Regiestuhl Platz nehmen, sollten Sie sich im Vorfeld Gedanken über die Konzeption Ihres Erklärvideos machen. Schließlich gilt auch bei großen Regisseuren: Kein Dreh ohne Drehbuch!
Damit Sie den richtigen Dreh bei der Eigenproduktion finden, haben wir 7 Kurztipps für Sie zusammengestellt – die „extended Version“ gibt es in unserem Osterbeitrag „Wie Sie die Ostergeschichte spannend erzählen können“:
- First things first: Erstellen Sie zunächst ein tragfähiges Konzept!
- Guter Einstieg statt schneller Ausstieg: Beginnen mit etwas Überraschendem!
- Keine Geschichte ohne Geschichte: Umrahmen Sie Sachinformationen mit einer attraktiven Geschichte!
- Weniger ist mehr: Fassen Sie sich kurz!
- Handeln erforderlich: Setzen Sie eine konkrete Handlungsempfehlung zum Schluss!
- Storyboarding completed? Setzen Sie Bild, Text & Ton final zusammen – logisch und unterhaltsam!
- Just do it – aber bitte mit der richtigen Technik: Entweder Sie kennen sich mit der Technik aus oder Sie kennen jmd, der es kann!
5 Tools für die Eigenproduktion
Was Sie jetzt noch von der Produktion Ihres Erklärvideos trennt, ist ein vorbereitetes „Filmset“. Folgende Anbieter können Ihnen dabei helfen, teure Produktionsfirmen in bloße „Statisten“ zu verwandeln.
GoAnimate
Selbst Erklärvideo-Agenturen nutzen die onlinebasierte Software „GoAnimate”.
Dafür gibt es gute Gründe. Denn die Bedienung ist vergleichsweise einfach und man findet zahlreiche Vorlagen: vorgefertigte Charaktere, Objekte, Hintergründe und Sounds helfen Ihnen, Ihr Video im Baukastensystem zusammenzusetzen. Wer zudem eigene Bilder, Videos und Sounds verwenden möchte, kann diese mit den Vorlagen kombinieren.
Die ideale Lösung für Ihr individuelles Erklärvideo – so scheint es. Doch einen Haken hat die Sache: Vorgefertigte Designs lassen sich nicht verändern. D.h. die Individualität hat hier klare Grenzen und der Charakter in Ihrem Gemeindevideo könnte im schlechtesten Fall auch in einem Erklärvideo für eine örtliche Rotlichtmilieu-Lokalität auftauchen.
Aber man sollte auch nicht alles „rot malen“, denn die Software hat ihre klaren Stärken.
Clipvilla
Der Video-Webeditor von ClipVilla ist ein Online-Tool zur vergleichsweise preiswerten Videoproduktion (ab 99€). Neben Erklärvideos lassen sich auch Werbevideos, Produktvideos oder Messefilme realisieren.
ClipVilla stellt hierfür HD-Vorlagen zur Verfügung. In die vordefinierten Animationen können Sie Ihre eigenen Grafiken, Videos, Logos und Texte einfügen. Die Zahl der Vorlagen ist jedoch begrenzt und nur bedingt individuell anpassbar. Dafür bietet der Service eine Komplett-Lösung an, z. B. durch hinzubuchen eines professionellen Werbesprechers.
Powtoon
Ursprünglich für die Erstellung animierter Präsentationen gedacht, kann man mittlerweile auch Erklärfilme mit Powtoon kreieren. Auch hier kommt wieder ein Baukastensystem zum Einsatz.
Ein Vorteil gegenüber anderen Anbietern: Sie können den Service auch kostenlos beliebig lang nutzen. Die Auswahl an Charakteren, Objekten, Sounds und sonstiger Funktionen ist dann allerdings stark eingeschränkt. Aber Probieren geht bekanntlich über Studieren. Und vor dem Meisterstück lohnt sich ein kostenloses Gesellenstück.
Videoscribe
Videoscribe ist ebenfalls ein webbasiertes Tool für die Erstellung von Erklärvideos. Auch hier steht Ihnen als Nutzer eine Bibliothek fertiger Bilder und Sounds zur Verfügung, die Sie verwenden und mit eigenen Inhalten kombinieren können.
Videoscribe beschränkt sich auf den Whiteboard-Stil. Whiteboard-Videos werden zwar häufiger auf Social Media geteilt und genießen einen guten Ruf in Sachen Aufmerksamkeit und Vermittlungsfähigkeit für den Zuschauer. Allerdings ist die Umsetzung auch anspruchsvoller: Sprünge oder Lücken im Erzählstrang fallen hier direkt auf. Vorteile von Videoscribe: Sie können hier auch offline arbeiten.
Windows Movie Maker
Nahezu auf jedem Windows-System vorinstalliert, avancierte der Windows Movie Maker zum vielleicht beliebtesten Videobearbeitungs-Tool aller Zeiten.
Seit Windows 10 nicht mehr im Standard-Paket enthalten, kann man das Tool immer noch downloaden und die Vorteile liegen auf der Hand: Kostenlos, eine breite Palette an Vorlagen für Übergänge und Effekte sowie Filmexport in HD-Auflösung.
Wer über ein einfaches Erstellen eines Realfilms nachdenkt, landet als Laie wohl zwangsweise bei dieser Lösung – oder beim Apple-Pendant iMovie. Auch weil Optionen wie automatische Bildstabilisierung und Verzerrungskorrektur für verwackelte Filmaufnahmen zur Verfügung stehen. Für ein simples Erstellen von Videos auf Grundlage von z. B. Handyaufnahmen eignet sich der Movie Maker bestens. Auch das Hochladen von Videos auf den eigenen Social-Media Auftritt geht simpel von der Hand.
Finaler Feinschnitt
Lohnt sich der Aufwand und Einsatz von Erklärvideos für kirchliche Einrichtungen wie Gemeinden?
Wir sagen ja, wenn Zweck und beabsichtigte Wirkung im Verhältnis mit den verwendeten Mitteln und Ressourcen stehen.
Eine Einladung zum gemeinsamen Fernsehabend im Gemeindezentrum braucht sicher kein professionell produziertes Erklärvideo im Whiteboard-Stil.
Indessen sind solche Erklärvideos mit einer ästhetisch ansprechenden Gestaltung für eine zeitgerechte Vermittlung der Kern-Botschaften des christlichen Glaubens sicher die richtige Wahl.
Für die Gemeindeebene darf es gerne eine Stufe kleiner sein.
Ein sehr gelungenes Beispiel, das sicher in der Produktion nichts gekostet haben wird, hat die Freie evangelische Gemeinde Osnabrück erstellt. So kann eine Einladung zum Gottesdienst eben auch aussehen – und das mit schmalem Portemonnaie, aber viel Charme:
Kurzum: Erklärvideos sind nicht nur was für Cineasten, sondern ein Weg, die „Kinositze“ der Gemeinden zu füllen. Cut!
Bildquelle: Joshua Willson via Pixabay
2 Antworten
Ganz einfach selber kann man ein Erklärvideo mit der Cloud-Software von SimpleShow machen: https://www.mysimpleshow.com/de/
Je nach Nutzung ist das sogar kostenlos und leicht bedienbar.
Danke für den Hinweis!
Simpleshow hatten wir auch auf dem Schirm und wäre sicherlich auch eine Erwähnung wert gewesen.