Wann haben Sie zuletzt freiwillig etwas gelesen, das wirklich kein Lesevergnügen war?
Sie wissen es also aus eigener Erfahrung: Einfache, pointierte Sprache ist ein sicherer Weg, mehr Beachtung zu finden. Und damit mehr von dem zu kommunizieren, was man sagen will. Ein gutes Besipiel ist das „Fact Sheet“ – was wohl jeder dem ausufernden Bericht vorzieht.
Was jedoch, wenn man viel sagen möchte – dazu noch ausgewogen argumentieren – aber trotzdem die Lesbarkeit nicht in Mitleidenschaft gezogen werden soll?
Drei bewährte Tricks aus dem Alltag von Textern, Schriftstellern und Journalisten:
Füllwörter streichen
Eigentlich, unter Umständen, vielleicht – unsere Sprache ist reich an Wörtern, um Sachverhalte abzumildern. Leider blähen solche Wörter auch Texte unnötig auf – der Inhalt bleibt derselbe, die Wortanzahl wächst. Bei ungeübten Schreibern kann ein Text schon einmal bis zu 10 Prozent aus sogenannten „Füllwörtern“ bestehen. Die gute Nachricht: dies ist ein einfacher Weg, Texte zeitgleich lesbarer als auch prägnanter zu gestalten. Testen Sie es aus: auf Seiten wie dieser oder dieser können Sie einfach einen Text eingeben und Sie erhalten die Füllwörter gekennzeichnet. Streichen Sie diese einfach mal heraus. Sie werden erstaunt sein, wie der Text an Profil gewinnt ohne etwas zu verlieren!
Kein Satz länger als 18 Wörter
Ein zweites Geheimnis leicht lesbarer Texte besteht aus einfachen Sätzen. Hier gilt: umso kürzer ein Satz, umso schneller kann unser Gehirn ihn wahrnehmen und verarbeiten. Aufwandsarme Verarbeitung (Stichwort „mühelos“) belohnt das Gehirn durch Wohlwollen. Deswegen hat sich bei vielen Medien – wie z. B. SpiegelOnline – ein Maximal-Wert von Wörtern pro Satz etabliert. Eine gute Orientierung sind hierbei 18-19 Wörter. Als letzter Hinweis vor der Klippe: Kürzer ist natürlich besser, 12 Wörter und weniger sind fast ideal. Länger kann unter Umständen auch noch verständlich sein – das verlangt aber Handwerkskunst (oder den Einsatz von Gedankenstrichen sowie Klammern etc.). Dieser Punkt bedarf etwas Mühe, zahlt sich aber besonders bei der einfachen Verständlichkeit aus. Und es gibt fast keine langen Sätze, die man nicht auch in zwei, drei kürzere unterteilen könnte. Es bedarf nur etwas Fleißarbeit. Ihre Leser werden es Ihnen danken!
Maximal ein Nebensatz
Die Kunst der einfachen Sätze (und somit der einfachen Verständlichkeit), liegt auch im richtigen Gebrauch von Nebensätzen. Hier gilt die Regel: maximal ein Nebensatz pro Satz. Lieber vermeiden und lesbarer bleiben. Falls aber doch, dann zu Anfang oder zu Ende. Die Struktur wird so wieder einfach ersichtlich, das Gehirn dankt.
Verständlichkeit trainieren
Für alle drei Tipps gilt: Von Anfang an auf diese Weise zu schreiben ist einfacher, als später auf bessere Verständlichkeit hin zu redigieren.
Natürlich beherrscht man diese Regeln so gut wie nie aus dem Stand. Das mühsame Redigieren ist dabei der Fleiß, den der Preis der Lesbarkeit erfordert. Gut schreiben ist auch ein Handwerk und dort ist bekanntlich noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Sie werden aber sehen: nach einigen Korrekturläufen denken Sie automatisch diese drei Faktoren beim Schreiben mit. Und werden erleben, wie sich Ihr Schreibstil umstellt. Das ist dann auch meistens der Zeitpunkt, an dem das positive Feedback eintrifft.
Ein zusätzlicher Tipp für das Redigieren: “Don’t fall in love with an idea too quickly“. Vielfach möchten wir Sätze deshalb nicht umstellen, weil wir uns in den Gedankengang und seine Formulierung quasi verliebt haben. Seien Sie lieber gnadenlos: machen Sie Schluss. Sie können es auch anders sagen – das werden Sie nach kurzer Zeit feststellen. Und Ihre Leser werden es Ihnen danken.
Bildquelle: Álvaro Serrano via unsplash