Wie Sie mit durchdachten Aktionen Aufmerksamkeit erhalten
Viele Wege führen zwar nach Rom, doch nicht annähernd so viele zu einem erfolgreichen Informations- oder Ausstellungsstand. In einer Mini-Serie haben wir Ihnen bereits einige erfolgsversprechende Pfade vorgestellt – damit Sie zum Ziel einer eindrücklichen Informationsvermittlung gelangen, die Ihren Kontakten im Kopf bleibt:
- eine klare Absicht,</a
- eine diesem Ziel zuarbeitende Aufmachung</a
- sowie ein stimmiges Konzept bei Give-Aways.</a
Zudem haben wir Ihnen hier 10 A(ha)-Faktoren aufgelistet, für gelungene Stände.
In diesem abschließenden Teil soll es nun um den letzten, wesentlichen Bestandteil gehen: wie erhalten Sie Aufmerksamkeit?
Denn eine Grundregel der Kommunikation lautet: nur was auffällt, kann auch wirken.
Vielleicht fallen Sie ja schon durch einen besucherfreundlichen Stand auf, der blickgerecht gestaltet ist sowie durch Give-Aways mit Aufforderungscharakter, die den Besucher quasi magisch zur Standfläche ziehen.
Selbst dann würde eine geschickte Aktion noch einmal Ihrem Erfolg zuarbeiten. Und das sind nicht nur Behauptungen, wir können dies auch anhand positiver Beispiele vom Kirchentag verdeutlichen.
Du siehst mich – Erfolgsfaktoren vom Kirchentag
Trick I: Auffallen, einen ausgeben, einbinden
Da wäre zum Beispiel der Stand der Freunde und Förderer der Posaunenchöre. Eine große Standfläche wurde gemietet und plakatiert sowie mit einer breiten Theke versehen.
Auch wenn die Gestaltung vielleicht nicht optimal zum Nähertreten einlud und auch die Plakate noch wirkungsvoller aufgemacht hätten sein können, so handelte es sich doch vielleicht um einen der wirkungsvollsten Stände des Kirchentags. Warum?
Einerseits trug das Standpersonal auffällige Kleidung (Hemd, Fliege, Hosenträger, Strohhut) und wirkte durch den Brass Band-Look direkt interessant. Dann wurden gezielt Weingummis als Lockmittel eingesetzt – zum Teil auch aktiv von den „Ansprechern”, die auf dem Gang Passanten freundlich ansprachen. Man bat um Hilfe bei der Erklärung, was genau ein Posaunenchor sei – ein geschickter Trick, bringt man doch den Gegenüber zum tiefen Nachdenken über die eigenen Inhalte. Zumal man sich moralisch fast gar nicht mehr entziehen konnte, wenn man zuvor schon in die Süßigkeitenkiste gegriffen hatte. Durch die geschickte Frage war man direkt im Thema, verbunden mit dem Bestreben einer moralischen Gegenleistung für die erhaltenen Süßigkeiten. Schnell war so auch die Theke
gefüllt, wo Menschen ihre Definition von Posaunenchor auf Karten schreiben konnten und so auch noch an einem Gewinnspiel teilnahmen. Am ersten Tag wurden knapp 300 Kärtchen gesammelt – alle zudem versehen mit Kontaktadressen.
So wurde nicht nur erfolgreich Lobbyarbeit betrieben (sensibilisierte Zielgruppe), sondern auch Kontaktadressen gewonnen für zukünftiges Infomaterial. Plus eventuell eine griffige neue Formulierung. Vielleicht konnten sogar neue Fördermitglieder gewonnen werden. Hervorragend!
Und das alles bloß dank durchdachter Ideen – nicht aufgrund der Standgestaltung oder durch Give-Aways.
Andere gelungene Aktionen
Trick 2: Bewegung zieht an
Wie man schnell Aufmerksamkeit für ein kompliziertes Thema
erreichen kann, zeigte der Stand der INWO, die sich für nachhaltiges Wirtschaften engagieren. An einer Wand waren drehende Zahnräder angebracht, die allesamt beschriftet waren (Trick: Bewegung zieht das Auge an). Darüber stand: Warum kommen wir unter die Räder.
Ein bewegtes Schaubild gab sofort Auskunft über die Ansichten des Verbands und man sah immer Menschentrauben, die stehenblieben, um die Zahnräder zu betrachten. Da dies bei den anderen Ständen der Reihe nicht der Fall war, muss man sagen: geschickte Lobbyarbeit!
Trick 3: Sagen Sie viel mit wenig!
Übrigens sensibilisierte dieselbe Gruppe auch noch durch ein gut positioniertes Plakat. Gerade weil hier ästhetisch noch etwas herauszuklingeln wäre, belegt es die These, dass geschickte Kommunikation wichtiger ist als die ästhetische Gestaltung. So einige Passanten werden für das Thema Geschlechtergerechtigkeit sensibilisiert weitergezogen sein, aber nicht mehr das Design im Kopf haben. Vielmehr zogen die großen Zahlen quasi magisch den Blick an (Trick: Wörter sind komplex – Zahlen lesen wir schneller, weswegen unser Blick schneller dorthin wandert. Ausnahmen: Gratis, Neu, Sex, Sale)
Trick 4: Das gute alte Wortspiel
Und wenn man über gelungene Stände spricht, führt natürlich kein Weg an Brot für die Welt vorbei, die ja auch schon Erwähnung bei dem Artikel zu Give-Aways fanden.
Einer der vielen Brot für die Welt-Stände warb für Freiwilligenarbeit. Auch hier wieder: kein grafischer Firlefanz, sondern schlichte Gestaltung die auf Wirkung statt auf Gefallen optimiert war.
Der Erfolgsfaktor hier: ein griffiges Wortspiel. Geht doch! Freiwillige & Fachkräfte für die Welt“ (Trick hier zudem: kurze Headline noch einmal durch „&“ verkürzt. Das Auge kann noch schneller lesen, der Kopf noch schneller verarbeiten, was immer ein Wettbewerbsvorteil in der Informationsflut ist). Nachdem einem dies aufgefallen war, konnte man näher am Stand weiteres erfahren, wo auch wieder das Wortspiel aufgegriffen wurde: „Geht doch! Gemeinsam die Welt gestalten!“. In Verbindung mit der Standüberschrift war nun quasi bereits alles gesagt. Und das in nur neun Wörtern! (Man beachte zudem: als Meister ihres Fachs verwendet Brot für die Welt nicht Versalien
(Großbuchstaben) – denn dies bremst die Wahrnehmung gehörig aus (siehe auch unser Vorgängerartikel, bei dem das genauer erläutert wurde)).
ACHTUNG! Was Sie unbedingt bei Wortspielen beachten sollten!
Wortspiele sind ein guter „Aufmerksamkeits-Magnet“ – und haben zudem den Vorteil, dass, wenn sie humorig sind, sie positiv konnotiert werden. Einfach aufgrund des Humors. Und da der Lesende das Wortspiel „erstentziffern“ muss, bleibt es ihm/ihr auch länger im Kopf. Zudem fühlt er/sie sich etwas geadelt, dass er/sie es verstanden hat.
Hier liegt aber auch die große Gefahr von Wortspielen! Denn ein Wortspiel ist immer etwas wie ein Rätsel, das Sie den Lesern aufgeben. Und wollen Sie ein Rätsel zwischen sich und den Lesenden aufstellen? Oder lieber direkt wahrgenommen werden? Chancen und Gefahren von Wortspielen sind groß, weswegen die Parole hier definitiv bedeutet: weniger ist mehr! Ungeübte Schreiber, oder Schreiberlinge, die das Fach wechseln (bspw. Journalisten die in die Öffentlichkeitsarbeit oder Werbung wechseln) erkennen Sie häufig daran, dass sie gerne Wortspiele verwenden, damit aber den eigentlichen Inhalt vernebeln.
Wortspiele sollten in aller erster Linie funktional und leicht verständlich sein – und keine Dekoration, die den Inhalt überstrahlt. Dann verkommt es zu dem, was XYZ eine „geschminkte Leiche“ nennt. Deswegen: entweder Finger weg, oder richtig gut! (Ein negativ Beispiel/eine geschminkte Leiche: GESTATTEN BESTATTEN ERSTATTEN. Was will mir der Autor sagen? Worum geht es? Und warum soll ich das mühsam herausfinden? Zudem auch noch schwierig lesbar…)
Trick 5: Partizipation sorgt für Aufmerksamkeit
Was die Fördervereine der Posaunen-Chöre schon andeuteten, führte ein anderer Stand mustergültig vor Augen: die Möglichkeit des Mitmachens zieht Menschen an.
Wenn dieses niederschwellig und nicht peinlich ist, sind Menschen gerne dazu bereit, aktiv zu werden – wenn es denn einen Aufforderungscharakter besitzt. Ein Ideal-Beispiel liefert hier der Stand von Luthers Taufkirche in Eisleben. Auf einer riesigen Deutschlandkarte wurde dazu eingeladen, einzutragen, wo man getauft wurde. Am letzten Tag der Ausstellung war die Karte übersäht mit Markierungen. Viel Involvierung und viel Aufmerksamkeit für eine kleine Kirche – denn direkt danach suchten Mitarbeiter das Gespräch.
Interaktion kann es übrigens auch schon sein, wenn Sie Waffeln oder Bonbons/Weingummis anbieten, die sich jemand an ihrem Stand abholen kann. Kaffee bietet mittlerweile nahezu jeder zweite an, das ist kein Alleinstellungsmerkmal mehr, sondern viel eher „von der Stange“. Also, lieber eine Saftbar oder anderes. Hier stach auch ein anderer Stand hervor.
Trick 6: Kuriositäten
Auch die Fresh X-Bewegung stellte auf dem Kirchentag aus. Und sie boten schlichtes Wasser an als „Interaktions-Möglichkeit“. Bei dem heißen Wetter auf dem Kirchentag zwar nicht verkehrt, für sich genommen jedoch wenig „sexy“. Zumal es aus einer Glaskaraffe eingeschenkt wurde. Der Clou lag hier jedoch woanders. So wurde als Aufmerksamkeits-Fänger ein scheinbar in der Luft stehender Wasserhahn benutzt – und danach Wasser in Werbebechern angeboten. Ein gekonnter Blickfang der zu unzähligen Gesprächen führte.
Direkt nebenan stand übrigens der „Playmobil-Luther in Lebensgröße“. Der Stand der Arbeitsgemeinschaft missionarischer Dienste kam kaum aus dem Verkauf der Playmobil-Figuren heraus… Wenn das das Standziel war: alle Achtung!.
Fazit
Egal ob Sie auf Kuriositäten, Wortspiele in einer sichtbaren Überschrift oder auf bewegte Infobilder setzten – Sie sollten sich die Aktionen, die Aufmerksamkeit „fangen“ vor Ihrem nächsten Info- oder Messestand gut überlegen. Denn die Aufmerksamkeit ist ein Schlüsselfaktor für den erfolgreichen Messestand. Nur was auffällt, kann wirken. Auch wenn sich nur jeder zehnte näher interessieren sollte – durch einen aufmerksamkeitsstarken Stand erhöhen Sie die „Grundgesamtheit“ deutlich – und sorgen so für viel mehr „Zehnte“. Warum sollten Sie auf den Erfolg Ihres Standes verzichten wollen?
In den letzten drei Artikeln haben wir Ihnen zudem einige weitere Erfolgsfaktoren genannt, die alle dafür sorgen können, dass bei Ihrem nächsten Ausstellungs- oder Informationsstand das ankommt, was Sie auch ankommen lassen möchten. Und das bei möglichst vielen Menschen. Eine Checkliste, zur einfachen Überlegung im Voraus, finden Sie im kommenden Artikel. An dieser Stelle nur noch einmal kurz zusammengefasst, was Sie zur Aufmerksamkeits-Gewinnung beachten sollten
Checkliste: So erzielt Ihr Stand Aufmerksamkeit
Konzeption:
- Gibt es bereits eine offensichtliche, naheliegende Verbindung zum Stand-Thema und zu der Stand-Absicht (Bspw. Marokkanischer Tee für einen Maghreb-Förderverein?)?
- Wie ist ihr Stand geplant? Wie können Sie die Aktion gut in diesen integrieren?
Auswahl:
- Können Sie ein gutes, verständliches Wortspiel als Stand-Überschrift oder auf Roll-UPS/Plakaten nutzen (Ist es kurz genug und wirklich funktional?)?
- Fällt Ihnen ein Kuriosum als Blickfang ein?
- Können sich Menschen eventuell einfach beteiligen? Ohne das es peinlich ist oder viel abverlangt?
- Schaffen Sie es eventuell, einen bewegten Blickfang einzusetzen?
- Oder können Sie ein Plakat mit wirksamen Formulierungen/Provokationen benutzen?</span
Abstimmung
- Egal wofür Sie sich entschieden haben: arbeitet es der Stand-Absicht zu?
- Fügt es sich ein in die Stand-Gestaltung?
- Wie arbeitet es mit Give-Aways und Gesprächsführung zusammen?
- Können Sie ein Flussdiagramm der idealen „Besucher-Reise“ an Ihrem Stand entwerfen? Eins für flüchtige Passanten, eins für „Stehenbleiber“, die Sie ansprechen und denen Sie mindestens ein Give-Away mitgeben, sowie eins für Menschen, die mit ihnen ein langes Gespräch führen?
HINWEIS
Wir als Agentur telos communication haben kürzlich einen Flyer designed, der für das altehrwürdige Missionsfest in der Velberter Bleibbergquelle mit „Mission: geht doch!“ warb.
Diese Idee ist keineswegs abgekupfert vom erwähnten Stand von Brot für die Welt – sondern das diesjährige Motto aller Missionsveranstaltungen der Marburger Mission, die auch das Velberter Missionsfest mitträgt.
Von uns stammt jedoch die illustrative Idee des „Geht nicht“/„Geht doch“. Möchten Sie zukünftig auch solche Ideen für Ihre Flyer/Broschüren/Stände/Homepage? Geben Sie uns einen Wink und wir melden uns direkt!